Das erste "Gemeinde im Gespräch"

Aus einem Bericht von Diakon Bräunlich in GiG, Nr. 2, I/1964

Wie entsteht ein Gemeindeblatt?

Dicke Rauchschwaden, hervorgerufen durch viele Zigaretten und eine Pfeife lagen über dem Wohnzimmer von Familie B. Schriftproben, Papiermuster und volle Aschenbecher dekorierten den Tisch. Der letzte Biervorrat im Keller war verbraucht, als die zehn Redaktionsmitglieder des neuen Gemeindeblattes am 15. Juli nachts 12 Uhr das Haus an der Maxhofstraße verließen.

Vier Stunden war es heiß hergegangen über den Fragen: Wie soll unser neues Gemeindeblatt entstehen, wie soll es heißen, über was wollen wir schreiben, wie soll es gedruckt und verteilt werden? – Es war die Geburtsstunde des Fürstenrieder Gemeindeblattes Gemeinde im Gespräch.

Zwei Monate später konnte die eigentliche Arbeit beginnen. Eine durch großzügige Hilfe der GKV erworbene Abzugsmaschine wartete im Pfarramt auf den ersten Druck, während Frau und Herr B. mit dem mühevollen Umbruch der Berichte, Aufsätze und Bekanntmachungen ihre Wohnung in eine Zeitungsredaktion verwandelt hatten. Nicht nur Schweißtropfen hat es Herrn R. gekostet, die Bilder auf dick gedruckten Überschriften auf Matritzen zu kopieren und auf den Seiten unterzubringen. Im letzten Moment fehlte die Unterschrift von Dekan Heckel. Nach langem Suchen fand man endlich den Schriftzug "Heckel" auf einem alten Brief von 1961. (Der Dekan wird es uns verzeihen).

Der Tag des Druckes war schon festgelegt. Pfarrer Seilers steigende Nervosität äußerte sich in endlosen Telephonaten mit den Beteiligten, insbesondere Frau R., die neben Babywickeln und Kochen die Matritzen schrieb. Im Keller saßen seit einer Stunde mehrere Hilfsbereite, die das erste Druckerzeugnis falzen wollten. Sie wurden nach zwei Stunden wieder heimgeschickt, denn die fertig geschriebenen Matritzen waren noch nicht eingetroffen, zudem zeigte die neue Maschine einige Defekte, die erst behoben werden mußten. Am nächsten Abend, - es war kaum zu glauben, es hatte sich herumgesprochen, erschienen zwanzig junge Leute aus unseren Jugendkreisen. Herr G. vom Kirchenvorstand hatte sich mit seiner ganzen Familie eingefunden, alle wollten helfen und diesmal gab es genug Arbeit.

Während Pfarrer Seiler und Diakon Bräunlich in einem Wust von Abfallpapier standen und die Hebel der Druckmaschine bedienten, Pfarramtshelfer Berger mit Bleistift und Lineal, mit unbeschreiblicher Geduld die letzten Bildmatritzen zusammentüftelte, konnte die große Helferschar die ersten bedruckten Blätter im Keller falzen. Bei Tonbandmusik und Bier ging es hier recht lustig, reibungslos und geordnet zu; dagegen konnte man im Pfarramtsbüro unter dem Lärm der Maschine ab zu Ausdrücke hören, die in solchen Räumen Seltenheitswert haben. So hatte man erst nach etwa 200 Drucken festgestellt, daß die Maschine durch einen Fehler des Bedienungspersonals das Kreuz des Kriegerehrenmals dem Herrn Dekan Heckel genau auf die Stirn druckte.

Am Freitag, den 11.10.1963, 4 Uhr morgens, waren 5.000 Gemeindeblätter fertig. 2 Zentner Papier, 6 Pfund Farbe waren an einem Tag und zwei Nächten verbraucht worden. Eine Schar von 50 Gemeindegliedern brachte das erste Gemeindeblatt zu den Lesern.